Gruorn im Herzen des Biosphärengebietes

Wer die ehemalige Ortschaft Gruorn heute besuchen will, muss sich an den meisten Tagen im Jahr auf einen Spaziergang durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb einstellen, denn Kirche, Friedhof und Schulhaus sind nur zu Fuß oder per Rad zu erreichen. Trotzdem ist der Ort einen Ausflug wert, denn neben der Natur und der Möglichkeit zur Einkehr in der Wirtschaft im Schulhaus gibt es jede Menge Geschichte zu erleben.

Bereits im Jahr 1254 das erste Mal urkundlich erwähnt, war Gruorn ein stattliches Bauerndorf mitten auf der Schwäbischen Alb. Dies änderte sich Mitte der 1930er Jahre. Der an die Gemarkung des Dorfes angrenzende Truppenübungsplatz Münsingen sollte erweitert werden und bald war klar, dass der Ort geräumt werden muss. Die Bewohner hatten zwei Jahre Zeit, einen neuen Wohnort zu finden und ihre Heimat zu verlassen.
Nach der Vergrößerung des Truppenübungsplatzes wurde das Dorf in den militärischen Übungsbetrieb einbezogen. Die Häuser wurden zu Ruinen und mussten aus Sicherheitsgründen gesprengt werden. Nur das Schulhaus wurde für militärische Zwecke erhalten. Auch die Stephanuskirche, heute Wahrzeichen des ehemaligen Dorfes, war dem Zerfall preisgegeben.

2006 wurde der Truppenübungsplatz Münsingen aufgelöst und ca. 50 Kilometer Wege wurden für Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Gruorn ist seitdem wieder für jeden zugänglich und wurde als Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb zu einem wichtigen Ausflugsziel. Besonders die Stephanuskirche bietet mit ihrem spätgotischen Chor, den Fresken aus dem 14. Jahrhundert und den bunten Kirchenfenstern mitten in der Weite der heutigen Heidelandschaft ein besonders eindrückliches Erlebnis.

Kirchen- und Geschichtsführungen

Von Ostern bis Allerheiligen werden an allen Sonn- und Feiertagen um 14.30 Uhr Führungen zu der Geschichte des Ortes und der Kirche angeboten. Interessierte Gruppen können darüber hinaus Führungen über die Touristik Information Münsingen buchen.
Die Geschichts- und Kirchenführer des Komitees verfügen über ein äußerst fundiertes Wissen über Gruorn und seine Geschichte und sind deshalb dafür die richtigen Ansprechpartner. Ihren Dienst versehen sie übrigens ehrenamtlich.
Für kleine Besucher gibt es spezielle Mal- und Rätselbilder um die Geschichte Gruorns spielerisch zu erkunden.

Gruppenbuchungen können über die Touristik Information Münsingen vorgenommen werden:
Karin Ludwig, karin.ludwig@muensingen.de, Tel. 07381/182-140

Im Schulhaus kann das Dorfleben weiter erkundet werden. Besonders das Museum im Obergeschoss ermöglicht mit seinen vielen Gegenständen und Bildern aus Gruorn weitere interessante Einblicke.
Vom Rundweg aus sind heute nur noch wenige Häuserreste und Straßen zu erkennen. Mit Hilfe von Informationstafeln können sich die Besucher trotzdem ein konkretes Bild vom einstigen Dorf machen.
Zur Stärkung gibt es in der Wirtschaft im Schulhaus kleine Speisen, Kaffee und Kuchen.

Zweimal im Jahr treffen sich die ehemaligen Gruorner, deren Nachfahren, Freunde und Interessierte in Gruorn. Jeweils zu Pfingsten und Allerheiligen finden diese Treffen statt. Neben Gottesdienst und Informationsveranstaltungen sind besonders der Austausch und das Beisammensein wichtig. Organisiert werden die Treffen vom Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn e. V. Dieses lädt darüber hinaus über das ganze Jahr verteilt zu Gottesdiensten, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen ein.
Das Komitee finanziert seine Arbeit ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.

Da Gruorn im ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen liegt, dürfen nur die mit einer gelben Raute gekennzeichneten Wege benützt werden. Eine Zufahrt nach Gruorn mit dem PKW ist in der Regel nicht möglich. An den Zugängen des ehemaligen Truppenübungsplatzes gibt es Parkplätze mit Informationstafeln. Vom Parkplatz Trailfinger Säge beträgt die Wegstrecke nach Gruorn knapp zwei Kilometer. Diese kann auch problemlos mit Kinderwagen oder Rollstuhl bewältigt werden.

Die freigegebenen Wege im ehemaligen Truppenübungsplatz bieten sich zudem hervorragend für Fahrradtouren an.

Der Besuch in Gruorn ist kostenlos.
Das Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn e. V. freut sich jedoch über jede Spende.